Engineering Update

Im Rahmen des Mitte April 2019 erteilten Engineeringauftrags untersucht die Dampflokomotiv- und Maschinenfabrik DLM AG die Machbarkeit eines Dampfantriebes mit Pelletsfeuerung für den projektierten Raddampfer auf dem Hochrhein. Vorgegeben ist die klassische, schrägliegende Bauart der Dampfmaschine mit direktem Antrieb der Schaufelräder. Aus wirtschaftlichen Gründen soll der neue Raddampfer nicht mehr Personal benötigen als ein vergleichbares Motorschiff, was einen automatischen Kessel und die Fernbedienung der Dampfmaschine voraussetzt. Weil der Kessel deshalb im BosB-Modus (Betrieb ohne ständige Beaufsichtigung) laufen muss, ist ein Pelletsbrenner notwendig. Rostfeuerungen scheiden auch aus Platz- und Gewichtsgründen aus, wie frühere Studien gezeigt haben. Pelletsbrenner sind in Hausfeuerungen inzwischen weit verbreitet, aber deren Leistungen genügen für den Schiffskessel nicht. Für Leistungen von mindestens 1 MW wird das Angebot dünn und die Stückzahlen gering. Die Mitte September 2016 gemeinsam mit dem Verein Pro Dampfer organisierte Besichtigung eines 1 MW Pelletsbrenners in Morgins war allerdings ermutigend. Wegen eines Missverständnisses war die Anlage nicht in Betrieb, konnte dann aber innert 15 Minuten hochgefahren werden. Der niedrige Geräuschpegel überzeugte ebenso wie die Äusserung des Personals, dass der Brenner zuverlässig und weitgehend wartungsfrei funktioniere.

Die DLM hat die Aufgabe, die ganze Antriebskette vom Pelletsbunker zum Pelletsbrenner, Kessel und Dampfmaschine bis zu den Schaufelrädern zu berechnen und soweit zu konstruieren, dass eine definitive Aussage über die Machbarkeit des Projektes möglich ist. Die Konstruktion beinhaltet noch keine Fabrikationszeichnungen, soll aber genaue Angaben zum Platz- und Gewichtsbedarf liefern. Als erstes wurden die Schaufelräder untersucht, damit die Drehzahl der Dampfmaschine festgelegt werden kann. Die Dampfmaschine selbst muss grundlegend neu berechnet und konstruiert werden. Wegen des niedrigen Heizwertes der Pellets ist ein optimaler Wirkungsgrad der Dampfmaschine notwendig, sodass eine Zweizylinder-Verbunddampfmaschine mit Abdampfkondensation gewählt wurde. Dafür muss die DLM die thermodynamischen Berechnungsgrundlagen zuerst erarbeiten, waren doch alle bisher gebauten neuen Lokomotiv- und Schiffsdampfmaschinen sogenannte Zwillingsdampfmaschinen mit Auspuffbetrieb. Die Berechnungen sind soweit fortgeschritten, dass noch im Dezember mit den Konstruktionsarbeiten begonnen werden kann.

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